Achtsam mit der Achtsamkeit

Achtsam mit der Achtsamkeit

„Achtsamkeit“, ein inzwischen populärer Modebegriff. Überall hört, spricht und liest man von „Achtsamkeit“. Achtsamkeit in Unternehmen, Achtsamkeitstraining (u.a. MBSR), Achtsamkeitsübungen, Achtsamkeitsmeditation, Aussagen wie „sei achtsam“, „Entdecke die Achtsamkeit“, „Achtsamkeit schützt vor Burnout“, …. Bei so viel Achtsamkeit wird mir fast schwindelig. Seit vielen vielen Jahren meditiere ich und natürlich ist die Achtsamkeit bei der Meditation eine wichtige Fähigkeit. Eine Fähigkeit, die erlernbar ist und, außer Frage, unerlässlich ist, wenn wir ein zutiefst zufriedenes Leben führen wollen. Dennoch ist sie nur eine Brücke zum Eigentlichen: zum Bewusstsein. Eine Brücke, die zur inneren Haltung wird und dadurch in den Alltag getragen wird.

Was macht der inflationäre Gebrauch der Achtsamkeit mit vielen Menschen? Zunächst: das Wort/ die Qualität verliert an Bedeutung! Zudem kann dieses inhaltsvolle Wort, mit der dahinter liegenden entsprechenden Fähigkeit, auf einmal das Gegenteil auslösen: Stress, Druck und Ablehnung. Es schafft Leid. In alten Schriften, im Buddhismus, und auch unsere aktuelle Sehnsucht, möchte genau dieses Leiden überwinden.

Der Ansatz von Jon Kabat-Zinn mit seinem entwickelten „Mindfulness Based Stress Reduction“ Programm ist wunderbar. Dennoch stelle ich anhand meiner Klienten öfter fest, dass der Begriff „Achtsamkeit“ und „Achtsamkeitstraining“ auf Ablehnung stößt. Hinter dieser Ablehnung stehen die momentan sehr ausgeprägten menschlichen Verhaltensmuster: die Antreiber alles perfekt machen zu wollen und sich (über-)anstrengen – es muss schwer gehen/ ich muss es mir erackern, rufen auch bei der Entwicklung der Achtsamkeit Druck und Stress hervor. Auch, wenn ich es nicht mache, jedoch alle anderen um mich herum, kann ich eine unbewusste Gegenwehr entwickeln.

Bei der persönlichen Entwicklung hilft ein Wegbegleiter, jemand, der mir einen Schritt voraus ist und mich dadurch hilfreich begleiten kann. Schon in alten Traditionen hat man sich einen „Lehrer“/ Begleiter an die Seite gestellt. Es ist so viel leichter und gewinnt dadurch an spielerischem Tun, wenn sie jemand Erfahrenes an ihrer Seite haben. Darum achten sie bitte genau darauf, wen sie sich an ihre Seite stellen. Achtsamkeitslehrer schießen gerade wie Pilze aus dem Boden – egal ob Coaches, Trainer oder anderes. Es ist in diesen Bereichen eben nicht nur die Vita, die ihnen sagt, das ist ein guter qualifizierter Begleiter, sondern eher das, was zwischen den Zeilen steht: wieviel Selbstentwicklung, Selbsterfahrung und Schritte stehen hinter einer Person? Selbst ein langjährig Meditierender kann sich über Jahre auch in der Meditation konditionieren und nicht meditieren. Wie können sie also einen guten Begleiter finden? Achten und hören sie auf ihr Bauchgefühl! Ihr Bauchgefühl bringt sie zu dem richtigen Menschen.

Die Qualität der Achtsamkeit braucht weitere Fähigkeiten, die wir entweder schon haben oder entwickeln können: Vertrauen, Weisheit, Konzentration und Energie. All diese Fähigkeiten können durch Meditation und zudem auch im Alltäglichen durch Übungen erlernt werden. All das, was ich während der Meditation erlerne, erkenne, erfahre und im Alltag als Haltung lebe, führen zu einem zufriedenen, glücklichen Leben. Warum? Weil ich durch diese 5 Fähigkeiten bewusst statt unbewusst lebe. Der Vorteil der Meditation ist, ich gebe mir persönlich einen Wert und räume mir Zeit für mich und meine persönliche Entwicklung ein. Das erleichtert eine persönliche Entwicklung.

Die 5 genannten Qualitäten führen zum Bewusstsein. Bewusstsein heißt, ich bin mir jeden Moment bewusst, was ich fühle, wie es mir geht, wo ich bin, was ich mache, etc. Das Atmen z.B. wird vom Unterbewusstsein gesteuert- wir atmen automatisch ohne es bewusst steuern zu müssen. Das Vegetativium ist für diese Steuerung zuständig. Fangen wir nun an, den Atem zu beobachten, trainieren wir die Achtsamkeit, Konzentration, gewinnen an Energie und Vertrauen, weil wir uns automatisch mit uns selbst verankern, was uns Schritt für Schritt in die Weisheit bringt. All das löst Verspannungen, Druck und Stress und bringt uns in die Entspannung, weil ich mit dem bin, was ist. Statt in der Vergangenheit oder Zukunft zu hängen bin ich in dem Moment und statt zu bewerten beobachte ich einfach: das ist Bewusstsein.

Eine kleine Übung, mit der sie es erreichen können: Halten sie z.B. spielerisch einfach immer mal wieder inne und entdecken den Moment: Was riechen sie gerade? Was schmecken sie gerade? Was fühlen sie auf ihrer Haut? Wie fühlen sie sich gerade in sich? Wo genau im Körper fühlen sie etwas? Wie fühlt es sich an? Heiß, kalt, warm? Welche Farbe hat es? Welche Bilder/ Gedanken haben sie dazu? etc. Entdecken sie den Moment einfach wie etwas Neues oder so, wie ein Kind zum ersten Mal Enten entdeckt und füttert. Die Achtsamkeit kommt dann von ganz alleine und ebenso das Bewusstsein.

Wie sie mit der Meditation starten finden sie hier: Meditation – das Wundermittel